Die meisten Menschen, die regelmäßig stricken oder häkeln, haben irgendwo in ihrer Wohnung diesen einen Sack oder diese eine Kiste voll halb-verbrauchter Wollknäuel. Vielleicht sind die bei irgendeinem Projekt übriggeblieben, oder vielleicht habt ihr die Wolle einfach spontan gekauft, weil euch die Farbe gefallen hat. 

Irgendwie hat man immer mehr Materialien, als man wirklich braucht. Aber wenn man dann ein bestimmtes Projekt anfängt, muss doch wieder neue Wolle her, die genau für dieses Projekt geeignet ist… Oder? 

Für diese Anleitung braucht ihr keine neue Wolle. Für das Stricken dieser Puschen könnt ihr jede beliebige Wolle verwenden – vorausgesetzt, sie lässt sich filzen. 

Die richtige Wolle 

Von wegen jede beliebige Wolle, denkt ihr jetzt wahrscheinlich. Wenn ich filzen will, dann brauche ich doch sicherlich hundertprozentige Schurwolle, oder spezielle Filzwolle, oder? 

Natürlich ist es super, wenn ihr zufällig reine Schurwollreste habt, oder vielleicht sogar Überreste von alten Filzprojekten. Aber solange eure Wolle ein paar Voraussetzungen erfüllt, könnt ihr mit anderen Wollarten ebenfalls filzen. 

Was ihr allerdings braucht, ist die Beschreibung der Wolle auf der Banderole oder der Website des Herstellers. Hier geht es um drei spezielle Labels 

  • “Garantiert filzfrei” oder “superwash” bedeutet, dass die Wolle extra so hergestellt wurde, dass sie nicht verfilzen kann. Dann könnt ihr die natürlich für dieses Projekt vergessen.  
  • Aber wenn “Handwäsche” oder ähnliches draufsteht? Bingo! Das heißt, dass die Wolle bei einem normalen Waschgang verfilzen wird. 

Von dieser Wolle braucht ihr dann 200g. 

Filzprobe – besser auf Nummer sicher gehen 

Die Tabelle unten wurde für Filzwolle und reine Schurwolle berechnet. Für andere Wolle macht ihr besser eine Filzprobe: Dabei strickt ihr erst eine Maschenprobe von 25 Maschen x 30 Reihen. Dann nehmt ihr einen nicht filzbaren Faden, der sich von der Wollfarbe abhebt (z. B. Nähzwirn) und markiert damit ein Rechteck aus 20 Maschen und 25 Reihen in der Mitte der Maschenprobe. Schreibt euch die Zentimeter auf. 

Jetzt kommt das Ganze mit normalem Vollwaschmittel in die Waschmaschine. Zusätzlich braucht ihr noch ein paar Tennisbälle, damit die Wolle die nötige Reibung zum Verfilzen bekommt. Wascht das Wollstück in einem normalen Buntwaschgang (min. 40 Grad). Wenn das Wollstück am Ende nicht richtig verfilzt ist, könnt ihr es noch einmal waschen. Falls es danach immer noch nicht richtig aussieht, müsst ihr leider andere Wolle verwenden. 

Zieht die Filzprobe anschließend zurecht und messt dann das Viereck in der Mitte ab. Bei Schur- und Filzwolle geht man von 30-40% Größenverlust aus. Wenn das bei eurer Wolle auch hinkommt, dann verwendet die Tabelle unten. Sonst müsst ihr euch mit Hilfe der angegebenen Werte ausrechnen, wie viele Reihen und Maschen ihr braucht. 

Schuhgröße 24/25 26/27 28/29 30/31 32/33 34/35 36/37 38/39 40/41 42/43 44/45
Maschenanschlag 22 24 26 26 28 30 30 32 34 36 38
Reihenzahl 21 22 23 24 25 28 31 33 35 37 39
Maschenanzahl Runden 24 26 28 28 30 32 32 34 36 38 40
Rundenanzahl bis Spitzenbeginn 19 20 21 22 23 24 25 27 29 31 32

Jetzt wird gestrickt 

Ihr braucht eine Rundstricknadel und ein Nadelspiel. Das Strickmuster ist nach dem Filzen nicht mehr erkennbar, deshalb braucht ihr kein aufwendiges Muster zu stricken. Strickt einfach glatt rechts auf der Rundstricknadel, also eine Reihe rechte Maschen, eine Reihe linke Maschen und so weiter.  

Sobald ihr die gewünschte Reihenanzahl gestrickt habt, übertragt ihr die Maschen gleichmäßig auf das Nadelspiel. Hier ist eine gute Anleitung, falls ihr lange nicht mehr oder überhaupt noch nicht mit Nadelspiel gestrickt habt. 

Strickt in geschlossenen Runden nur noch mit rechten Maschen weiter, bis ihr so viele Reihen gestrickt habt, wie oben in der Tabelle bei ‘Rundenanzahl bis Spitzenbeginn’ angegeben ist. Für die Spitze strickt ihr dann in jeder Runde die jeweils ersten beiden Maschen jeder Nadel zusammen. 

Wenn die gewünschten Reihen und Runden fertig sind, müsst ihr die letzte Reihe abketten. Dafür strickt ihr die ersten beiden Maschen rechts ab und hebt die erste über die zweite Masche. Das macht ihr weiter so, bis ihr das Ende der Reihe erreicht habt. Wenn nur noch eine Masche auf den Nadeln liegt, schneidet ihr den Wollfaden mit etwa 20cm Länge ab. 

Jetzt zieht ihr die letzte Masche vorsichtig von der Nadel, fädelt den Wollfaden durch diese Masche und zieht alles fest. Vernäht noch schnell die Arbeitsfäden, und schon seid ihr fertig mit dem schwierigsten Teil.  

Filzen ist kinderleicht 

Oben bei der Filzprobe habe ich schon angesprochen, dass ihr fürs Filzen euer Wollstück am besten bei einem Buntwaschgang mit 40 Grad in die Waschmaschine gebt. Wollfasern benötigen Hitze, Reibung, und Seife, um zu verfilzen. Beim händischen Filzen verwendet man Kernseife, aber hier reicht ganz normales Vollwaschmittel. Wenn da “Nicht für Seide oder Wolle geeignet” draufsteht, wisst ihr, dass Wolle beim Kontakt mit diesem Waschmittel verfilzt. 

Am besten funktioniert der Filzprozess, wenn ihr ein paar Tennisbälle mit in die Waschmaschine gebt. Falls ihr keine Tennisbälle habt, funktioniert eine alte Jeans auch gut. Handtücher dagegen geben der Wolle nicht genug Reibung. 

Nach dem Waschen müsst ihr das verfilzte Wollstück in Form zupfen, während es noch warm und feucht ist. Falls die Wolle nicht genug verfilzt ist, könnt ihr es noch einmal durch den Buntwaschgang jagen. Das könnt ihr auch machen, wenn die Puschen zu groß geworden sind; dann könnt ihr bis auf 60 Grad hochgehen. 

Und jetzt noch die Sohlen 

Gerade auf Fliesen oder Parkett ist Filz leider sehr rutschig. Um den Hausschuhen eine rutschfeste Sohle zu geben, wartet ihr erst, bis sie komplett getrocknet sind. Dann tragt Flüssiglatex oder Latexmilch auf den Sohlen auf und lasst das Ganze über Nacht trocknen. 

Bei Bedarf könnt ihr auch eine zweite Schicht auftragen, um die Sohlen dick genug zu machen. Oder ihr könnt den Sohlen eurer neuen Hausschuhe mit Punkten, Sternen oder Linien ein richtiges Profil geben. Fertig!  

Über den Autor

Gerd Otto ist Geschäftsführer der Traditionsmarke HAFLINGER. Als Familienunternehmer in vierter Generation hat er es sich zur Aufgabe gemacht, natürliche Materialien zu einzigartigen Produkten zu verarbeiten. Heute bietet das Unternehmen liebevoll verarbeitete Schuhe aus Naturmaterialien – von Filzpantoffeln über Sandalen bis hin zu Hüttenschuhen.

Alle in diesem Beitrag verwendeten Grafiken © www.haflinger.com

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